Übersäuerung des Körpers und Krankheiten – wie hängt das zusammen?
Ernährungswissenschaftler wie Dr. Paul Bragg oder Dr. Paavo Airola bezeichnen die Azidose als Hauptursache für Krankheiten jeder Art. Ein geregelter Stoffwechsel ist von einem Säure-Basen-Gleichgewicht abhängig. Therapien stoßen an ihre Grenzen, wenn nicht gleichzeitig für Harmonie im Säure-Basen-Haushalt gesorgt wird.
Was sind die Ursachen dieser Entwicklung, der Naturheilpraktiker und Ärzte Einhalt zu gebieten versuchen?
Die Hauptursache liegt in unserer säurebetonten Ernährung. Ragnar Berg, ein norwegischer Biochemiker, hatte bereits 1913 in einem Ernährungsbuch für Schwangere empfohlen, dass Gesunde viermal so viele basenbildende wie säurebildende Nahrungsmittel essen sollten, Kranke sogar siebenmal so viel. Unsere moderne Zivilisationskost steht in einem umgekehrten Verhältnis: Der Hauptanteil unserer Ernährung besteht aus Säurebildern wie Fleisch, Fast Food, Weißmehl, pasteurisierten Säften, kohlensäurehaltigen Softdrinks, Zucker, Kaffee, Schwarztee, Brot und Alkohol, und nur etwa 20 Prozent, wenn überhaupt, aus Basenbildern wie Obst, Gemüse, Kräutern und stillem Mineralwasser. Professor Dr. David Schweitzer schätzt, dass etwa 90 Prozent der Bundesdeutschen übersäuert sind.
Außer der säureüberschüssigen Ernährung tragen auch Stress, wenig Schlaf, mangelnde Entspannungsmöglichkeiten und zu wenig Bewegung zur weit verbreiteten Azidose bei. Ein Säure-Basen-Gleichgewicht findet man heute fast nur noch bei gestillten Säuglingen – die Muttermilch ist basisch, pasteurisierte Kuhmilch säurebildend bei Rohköstlern und bei Naturvölkern.
Eine schleichende oder latente Azidose zeigt sich zum Beispiel in Form von Allergien, Mundgeruch, Schwindelgefühlen, belegter Zunge, Cellulitis, Hautproblemen wie Mitessern und Pickeln, Candida-Befall, Verstopfung oder Ringen unter den Augen und häufigem Gähnen. Durch Übersäuerung werden vermehrt freie Radikale gebildet, die Tätigkeit von Enzymen eingeschränkt, und die Vitalstoffe in der Nahrung werden nicht ausreichend verwertet. Die Neigung zu Infektionen steigt, da unser Immunsystem geschwächt ist, und wir neigen zu Kopfschmerzen und Migräneanfällen.
Wie kann man feststellen, ob man übersäuert ist? In der Apotheke gibt es preiswert Teststreifen zu kaufen, mit denen man den Säuregehalt seines Urins messen kann. Der optimale pH-Wert des Morgen-Urins liegt zwischen 6,2 und 6,5. Je niedriger der pH-Wert ist, desto saurer ist der Urin.
Wer übersäuert ist, sollte seine Ernährung umstellen und viel pflanzliche Frischkost wie Obst und Salate essen und Säurebildner wie Kaffee, Fisch und Fleisch meiden. Besonders basenreich sind Früchte wie Bananen, Aprikosen, süße Äpfel und Feigen, außerdem Oliven, Kartoffeln, Spinat, Lauch, Tofu sowie Sprossen und Keime. Saunagänge und sportliche Betätigungen sind nützlich, weil über den Schweiß und bei der Bewegung durch das intensive Ausatmen Säuren ausgeschieden werden. Auch die Verwendung von Basenpulver, am Besten auf Basis von Citraten, kann über einen längeren Zeitraum eingenommen helfen Lebens- und Ernährungssünden zu kompensieren.
Auch tiefgreifende Bindegewebsmassagen, basische Bäder oder Abreibungen mit Salzsole helfen Säuren abzubauen, weil der Körper überschüssige Säuren im Bindegewebe speichert und auch über die Haut abgibt. Entspannungsverfahren wie Energiearbeit, Meditation und Autogenes Training unterstützen den Entsäuerungsprozess ebenfalls. Der Erfolg einer solchen Azidose-Therapie: Schlafstörungen und Nervosität verschwinden, die Konzentration steigt, man ist seelisch ausgeglichener und optimistischer, außerdem kann sich die oft lang vermisste Lebensfreude wieder einstellen. Und: Wir entziehen vielen Krankheiten und Beschwerden den “sauren Boden”, auf dem sie gedeihen.
von Barbara Simonsohn